Stettfelder Abendvortrag: "Auf Vasenjagd – Friedrich Maler, die Gründung der Karlsruher Antikensammlung und der Kunstmarkt in Italien im 19. Jahrhundert"

Römerkeller in Stettfeld (Lußhardtstraße 14, 76698 Ubstadt-Weiher)

Vortrag aus der Reihe "Stettfelder Abendvorträge" mit Susanne Erbelding (Badisches Landesmuseum Karlsruhe)

1837 beschloss der Badische Landtag auf Geheiß Großherzog Leopolds (1790-1852) den Bau eines neuen Museums, dessen Zweck es u.a. war, die Kunstsammlungen im Besitz der badischen Regentenfamilie den Untertanen zugänglich zu machen. Neun Jahre später, 1846, wurde die von Heinrich Hübsch (1795-1863) entworfene Karlsruher Kunsthalle als eines der ersten öffentlichen, für ein breites Publikum zugänglichen Museen Deutschlands inauguriert. Im rechten Korridor des Erdgeschosses präsentierte man eine neue Antikensammlung, die heute zu den Sammlungsbeständen des Badischen Landesmuseums gehört. Die beeindruckende Kollektion einiger hundert Vasen und Terrakotten zusammengestellt und erworben zu haben, ist das Verdienst Friedrich Malers (1799-1875).

Der badische Architekt, Diplomat und Kunstkenner ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. 1834-1843 residierte er als Gesandter für Großherzog Leopold im Vatikanstaat, und als solcher war er von seinem Souverän beauftragt worden, für die zu gründende Antikensammlung Kunstgegenstände in Italien zu erwerben. Zu diesem Zweck unternahm Friedrich Maler zwischen Herbst 1837 und Frühjahr 1838 eine Akquisitionsreise nach Süditalien, ins bourbonische Königreich Beider Sizilien, wo zu Beginn des 19. Jahrhunderts –Jahrzehnte nach den spektakulären Sensationsfunden der Vesuvstädte Pompeji und Herculaneum – auch in Apulien aufsehenerregende archäologische Entdeckungen gemacht wurden. Im italienischen Bourbonenstaat entwickelte sich in der Folgezeit eine lebhafte Ausgräber-, Händler- und Sammlerszene. Die nicht ausschließlich in staatlicher Hand befindlichen, sondern häufig von Privatleuten durchgeführten Ausgrabungen spülten zahlreiche Antiken auf einen florierenden, z.T. international vernetzten Kunstmarkt, wo – in der Hauptstadt Neapel, aber auch andernorts – sie nicht selten zu Höchstpreisen zirkulierten. Hier begab sich auch Friedrich Maler auf die Suche nach geeigneten Objekten für Karlsruhe. Im Visier hatte er vorrangig unteritalische Vasen, welche die im Altertum für ihren Reichtum berühmte Städtelandschaft der Magna Graecia hervorgebracht hatte. Zu Beginn seiner Mission schrieb der Badener an den fürstlichen Landesherrn, er hoffe, „eine Sammlung von Vasen zu erwerben, die eines Museum Leopoldinum würdig“ sei (Gesandtschaftsbericht Neapel, 21. September 1937) und betonte: „Bei allem, was auch zu tun ist, werde ich die äußerste Sorgfalt anwenden und nichts desto weniger auf die möglichste Sparsamkeit bedacht sein.“ (Gesandtschaftsbericht Neapel, 21. September 1837).

Jedoch sollte sich das für die damalige Zeit keineswegs ungewöhnliche Vorhaben des Kaufs antiker Vasen zu einem veritablen kulturpolitischen Skandal auswachsen, der Kunstagent Großherzog Leopolds in einen erbitterten Konflikt mit dem italienischen Innenminister – einem leidenschaftlichen Kunst- und Antikenliebhaber und Besitzer der größten Vasensammlung des Königreichs – und ebenso mit dessen Amtskollegen im Außenministerium geraten, bis die Affäre von König Ferdinand II. beider Sizilien (1810-1859) höchstpersönlich entschieden werden musste, so dass das Projekt „Vasen für Baden“ in Italien zur Staatsangelegenheit wurde. Dennoch sollte es Friedrich Maler schließlich gelingen, seinen Auftrag – wenn auch nicht wie ursprünglich geplant – zu erfüllen. So ist es sein Name, welcher wie kein anderer mit der Gründung der Karlsruher Antikensammlung, vor allem mit der renommierten Kollektion antiker Vasen, in Verbindung steht. Persönlichkeit, Leben und Leistung dieses ungewöhnlichen Mannes aufzuarbeiten, ist zur Zeit Gegenstand eines am Badischen Landesmuseum angelegten Forschungsprojekts, welches sich den Anfängen von dessen Antikensammlung widmet. Der Vortrag wirft Schlaglichter auf die aktuellen biographischen, archivalischen und archäologischen Forschungen der Thematik und das mit dieser verbundene, facettenreiche und komplexe sammlungs- und kulturhistorische Erkenntnisinteresse.

Eintritt: 4 €, Schüler und Studierende 2 €

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