Vortrag: "Als die Menschen noch Angst vor Wasser hatten"

Heid’sches Haus (Bahnhofstr. 4, 69256 Mauer)

Vortrag von Dr. Klaus Wirth (Leiter Abteilung archäologische Denkmalpflege und Sammlung der Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim)

Die Stadtarchäologie in Mannheim fördert bei ihren Ausgrabungen und Baustellenbegleitungen immer wieder außergewöhnliche und seltene Funde aus der Barockzeit zutage. Dazu zählen Nachttöpfe mit Verstärkungsrippen aus Ton, Kämme und Zahnbürsten aus Bein, Flohfallen, Klistierspritzen u.v.m. Sie beleuchten schlaglichtartig kleine Facetten der persönlichen Sauberkeit, die wir als Teil der Hygiene verstehen wollen, wenn man den altgriechischen Begriff der hygieiné [téchnē] – der Gesundheit dienende (Kunst) – zugrunde legt. Gleichwohl ist es mit Mitteln der Archäologie alleine nicht möglich, ein umfassendes Bild barockzeitlicher Hygiene zu zeichnen. Dafür sind Bild- und Schriftquellen heranzuziehen, die eine weitere Annäherung an dieses Thema erlauben. Vor allem der zweite Teil einer (modernen) Hygienedefinition, nämlich die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, kann für die Barockzeit nur sehr eingeschränkt gelten. Zu gering waren medizinische Kenntnisse und Wirkungszusammenhänge der damaligen Zeit. Wenn der „Monnemer“ das Brunnenwasser als ungenießbar empfand und lieber alkoholische Getränke bevorzugte, dann lag das zu einem großen Teil auch daran, dass Latrinen und Brunnen auf einer Parzelle auf engstem Raum errichtet wurden. Was man morgens in die Latrine hineingab, konnte einem bereits abends den Genuss von Brunnenwasser vergällen. Der Vortragende wird auf diese und weitere Aspekte von Hygiene in der Barockzeit eingehen, aber vor allem archäologisches Sachgut und Strukturen vorstellen.

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